Gesellschaft für Asiatische Kunst und Kultur e.V.






Do., 22. Oktober 2009

 


Do., 22. Oktober 09
19.00 Uhr

 

 

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Informationsabend mit Lichtbildern

Prof. Dr. Paul Yule,
Ruprechts-Karl-Universität Heidelberg
Nach der Königin von Saba: neue Entdeckungen zu frühen Christen und Juden in Zafar, Altsüdarabien

Im 1. Jahrhundert n. Chr. schrieb Plinius der Ältere in seiner Naturalis Historia einige Zeilen über die „Homeritae“ – die zahlenstärkste Sippe – und eine Metropole namens „Sapphar“ im fernen Arabia Felix, dem begünstigten Arabien. Dieser Name gilt für die Region und die größere Konföderation wozu dieser Stamm gehörte. Erst seit den 1970er Jahren dringt Licht in das Dunkel, das die reiche Geschichte Altsüdarabiens, des heutigen Jemen, lange Zeit verhüllte.

Das bis dahin verschlossene muslimische Land öffnete, auf Druck des Westens, endlich seine Tore der übrigen Welt. Altsüdarabiens Abfolge von Ereignissen und deren Hintergrund – das was wir Geschichte nennen – bleiben außer wenigen Spezialisten verborgen. Zugegebenermaßen sind exotische Erzählungen über die Königin von Saba und ihre Verbindung mit König Salomo durch die Erwähnung im Koran und in der Bibel und aus vielen anderen Quellen in Ost und West, gut bekannt, darüber hinaus aber ist die Geschichte des antiken Jemen nicht Teil des Allgemeinwissens.

Sogar die neuere Forschung stellt das Alte Arabien zum Teil noch als chaotisches, isoliertes und unzivilisiertes Gebilde dar. Allerdings wird seit einiger Zeit deutlich, dass Altsüdarabien über eine Gesellschaftsordnung verfügte, die kaum weniger gut strukturiert war als die seiner bekannten Nachbarn rund ums Mittelmeer. Altsüdarabien, ein Land der Kontraste, ist in der Tat auch heute nur wenig bekannt. Dies illustriert ein aktueller Artikel aus National Geographic Deutschland (März 2005), der das antike Zafar, die Hauptstadt Himyars, im grünen Hochland des Jemen, als einen Ort in der Wüste darstellt. Die meisten Leser dürften daher überrascht sein zu erfahren, dass Zafar so viel Regen erhält wie viele europäische Städte.

Tatsache ist, dass es um 300 n. Chr. Stämmen unter himyarischer Leitung prima inter pares zum ersten Mal gelang, ganz Arabien unter deren Macht zu bringen. Es handelt sich um ein Areal von über 4 Mio. Quadratkilometer – so groß wie Westeuropa ohne Frankreich. Mit seinen Alliierten zusammen, reichte diese Konstellation nach Norden weiter als Riad und nach Nordosten bis zum Euphrat hin. 250 Jahre hatte dieses Reich Bestand. Es scheint seltsam für eine Geschichtsschreibung sich auf die Mitte und das Ende zu konzentrieren, wie hier, von ca. 270 bis 632, vor allen Dingen, wenn man sich überlegt, dass der himyarische Kalender 110 v. Chr. beginnt. Der Grund dafür liegt in einer dramatischen Zunahme des historischen und bildlichen Materials in den letzten Jahren, wodurch eine historische Lücke gefüllt wird.

Die Universität Heidelberg Expedition nach Zafar/Yemen ist ein DFN-Gefördertes Projekt, das 1998 unter Leitung von Dr. Paul Yule begann. In einem ruhigen bergigen und regenreichen Teil des Landes können Studenten ausgebildet und der Forschung nachgegangen werden. Nicht nur Vorberichte, sondern auch ein farbig bebildertes populärwissenschaftliches Buch sind inzwischen erschienen: Himyar, Spätantike im Jemen. Eine zweite erweiterte Auflage wird voraussichtlich 2009 erscheinen.
(Prof. Yule)

Dr. Paul Yule beendete seine akademische Ausbildung am Institut für Fine Arts NYU und an der Universität Heidelberg, an der er lehrt. Er führt archäologische Grabungen im Sultanat Oman, dem Jemen sowie in Indien durch. Die breite Palette seiner Publikationen befasst sich mit der Archäologie der Ägäis, Südostasiens und des Nahen Ostens.

Unkostenbeitrag für Nicht-Mitglieder € 5.00/ Studenten € 2.50
Mitglieder bitte Ausweis vorlegen