Vortrag
mit Lichtbildern
Prof. Dr. Dietrich
Dankwart Klemm, Diessen/Ammersee
6000 Jahre Goldbergbau in Ägypten und Nubien
Das Alte Ägypten
wird wegen seiner zahlreichen bewunderungswürdigen Gold-artefakte
als ein besonders goldreiches Land angesehen und entsprechend
häufig wird auch die Frage nach der Herkunft dieses Reichtums
gestellt.
Systematische archäologische
und geologisch-lagerstättenkundliche Unter-suchungen in der
gesamten ägyptischen und nubischen Ostwüste zeigten,
dass dort seit rund 6000 Jahren ein teilweise sehr umfangreicher
Goldbergbau umging. Dieser wurde zunächst in Früh- und
Prädynastischer Zeit (~ 3500-2800 v. Chr.) mit schweren,
aber primitiven Steinhämmern im Tiefbergbau (bis etwa 20
m) an goldhaltigen Quarzgängen durchgeführt, wobei grüner
Malachit (ein Kupfer-karbonat), als Zersetzungsprodukt primärer
Kupfersulfiderze der Quarzgänge, den frühen Prospektoren
im Wüstengebirge den Weg wies.
Diese Bergbaumethode
setze sich bis zum Ende des Mittleren Reiches mit nur wenigen
technischen Verbesserungen wie der Einführung von leichteren
steinernen Hand- und Rillenschlägeln fort. Entsprechend spärlich
sind auch die Goldfunde aus diesen Zeitabschnitten.
Ab dem Neuen Reich
(~1550 v. Chr.) lassen sich gänzlich neue Prospektions- und
Aufbereitungsverfahren zur Goldgewinnung beobachten: Die nachvollziehbaren
Prospektionsmethoden entsprechen in ihrer Zielgerichtetheit einem
geologisch-prospektorischen Kenntnisstand, der nahezu dem des
20. Jahrhunderts entspricht. Die Aufbereitungsmethoden werden
durch die Einführung steinerner Reibmühlen und hydraulicher
Konzentratoren in Form geneigter und schaffellbelegter Steinbänke
wesentlich effektiver gestaltet. Hinzu kommt noch die systematische
Aufarbeitung golderzhaltiger Wadisedimente, was den Einsatz größerer
Arbeitstrupps vor Ort gestattete und damit die mühsame Erzgewinnung
im Tiefbergbau in der Produktivität
erheblich erweiterte. Entscheidend für den relativen Goldreichtum
im Neuen Reich war aber auch die systematische Einbeziehung und
vor allem bergbauliche Erschließung Nubiens. Entsprechend
reichhaltig sind auch die archäologischen Goldartefakte aus
dieser Zeit. Allerdings waren diese saisonalen Arbeiten in den
vom Niltal weit entfernten Wüstengebieten nur auf die Zeiten
starken Königtums beschränkt und konnten gegen Ende
des Neuen Reiches nicht mehr organisiert werden.
Erst wieder in Ptolemäischer
Zeit (ab ~300 v. Chr.) setzt ein neuer Aufschwung der Goldproduktion
in der Ostwüste mit abermals deutlich verbesserten Abbau-
und Aufbereitungsmethoden ein. Die griechischen Herrscher brachten
große Erfahrung im Tiefbergbau aus Laurion (Attika) und
Mazedonien mit. Mit konkaven Steinmühlen und schweren zweihändischen
Mahlsteinen gelang ihnen auch eine verbesserte Aufbereitungstechnik,
was die Goldproduktion erheblich erleichterte. Allerdings fand
diese lediglich auf den altbekannten Minenplätzen des Neuen
Reiches statt. Erfolgreiche Neuerschließungen sind dagegen
aus dieser Periode kaum bekannt.
Eine abermalige Innovation
in der Aufbereitungstechnik kam in römischer Zeit (ab 30
v. Chr.) hinzu durch die Einführung von den Kelten übernommener
steinerner Rundmühlen, die aber im Goldbergbau der Ostwüste
wegen der intensiven Attacken der nomadischen Blemmyer-Stämme
kaum zur Verwendung kommen konnten. Erst
wieder in früharabischer Zeit zwischen dem 9. bis 11. Jhrdt.
setzt in der ägyptischen und nubischen Ostwüste im großen
Stil ein abermaliger Goldbergbau mit dem römischen Mühlentyp
ein, der auch erstmals durch Sklaveneinsatz möglich wurde.
Dieser versiegte jedoch mehr und mehr in den ajubidischen und
mamelukischen kriegerischen Wirren, um erst wieder um die Wende
des 19. zum 20. Jahrhunderts erneut einzusetzen.
Prof. Dr. Dietrich
Klemm studierte Geologie und Mineralogie an den Universitäten
Frankfurt und Heidelberg. Nach seiner Habilitation (1964) lehrte
er angewandete Mineralogie an der Ludwig Maximilian Universität
München (LMU) und 1968 als Gastdozent auch an der Sorbonne
Universität in Paris. 1973 wurde er zum Vorstand der Sektion
Geochemie und Geologie von mineralischen Lagerstätten an
der LMU ernannt. Auch nach seiner Emeritierung 1998 war und ist
er bis heute aktiv, u.a. in der archäologischen und geologisch-lagerstättenkundlichen
Untersuchung von Goldlagerstätten in der gesamten ägyptischen
und nubischen Ostwüste.
Unkostenbeitrag
für Nicht-Mitglieder € 5.00/ Studenten € 2.50
Mitglieder bitte Ausweis vorlegen
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