Gesellschaft für Asiatische Kunst und Kultur e.V.






Do., 25. Juni 2009

 


Do., 25. Juni 09
19.00 Uhr

 

 

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Vortrag mit Lichtbildern

Prof. Dr. Dietrich Dankwart Klemm, Diessen/Ammersee
6000 Jahre Goldbergbau in Ägypten und Nubien

Das Alte Ägypten wird wegen seiner zahlreichen bewunderungswürdigen Gold-artefakte als ein besonders goldreiches Land angesehen und entsprechend häufig wird auch die Frage nach der Herkunft dieses Reichtums gestellt.

Systematische archäologische und geologisch-lagerstättenkundliche Unter-suchungen in der gesamten ägyptischen und nubischen Ostwüste zeigten, dass dort seit rund 6000 Jahren ein teilweise sehr umfangreicher Goldbergbau umging. Dieser wurde zunächst in Früh- und Prädynastischer Zeit (~ 3500-2800 v. Chr.) mit schweren, aber primitiven Steinhämmern im Tiefbergbau (bis etwa 20 m) an goldhaltigen Quarzgängen durchgeführt, wobei grüner Malachit (ein Kupfer-karbonat), als Zersetzungsprodukt primärer Kupfersulfiderze der Quarzgänge, den frühen Prospektoren im Wüstengebirge den Weg wies.

Diese Bergbaumethode setze sich bis zum Ende des Mittleren Reiches mit nur wenigen technischen Verbesserungen wie der Einführung von leichteren steinernen Hand- und Rillenschlägeln fort. Entsprechend spärlich sind auch die Goldfunde aus diesen Zeitabschnitten.

Ab dem Neuen Reich (~1550 v. Chr.) lassen sich gänzlich neue Prospektions- und Aufbereitungsverfahren zur Goldgewinnung beobachten: Die nachvollziehbaren Prospektionsmethoden entsprechen in ihrer Zielgerichtetheit einem geologisch-prospektorischen Kenntnisstand, der nahezu dem des 20. Jahrhunderts entspricht. Die Aufbereitungsmethoden werden durch die Einführung steinerner Reibmühlen und hydraulicher Konzentratoren in Form geneigter und schaffellbelegter Steinbänke wesentlich effektiver gestaltet. Hinzu kommt noch die systematische Aufarbeitung golderzhaltiger Wadisedimente, was den Einsatz größerer Arbeitstrupps vor Ort gestattete und damit die mühsame Erzgewinnung im Tiefbergbau in der Produktivität erheblich erweiterte. Entscheidend für den relativen Goldreichtum im Neuen Reich war aber auch die systematische Einbeziehung und vor allem bergbauliche Erschließung Nubiens. Entsprechend reichhaltig sind auch die archäologischen Goldartefakte aus dieser Zeit. Allerdings waren diese saisonalen Arbeiten in den vom Niltal weit entfernten Wüstengebieten nur auf die Zeiten starken Königtums beschränkt und konnten gegen Ende des Neuen Reiches nicht mehr organisiert werden.

Erst wieder in Ptolemäischer Zeit (ab ~300 v. Chr.) setzt ein neuer Aufschwung der Goldproduktion in der Ostwüste mit abermals deutlich verbesserten Abbau- und Aufbereitungsmethoden ein. Die griechischen Herrscher brachten große Erfahrung im Tiefbergbau aus Laurion (Attika) und Mazedonien mit. Mit konkaven Steinmühlen und schweren zweihändischen Mahlsteinen gelang ihnen auch eine verbesserte Aufbereitungstechnik, was die Goldproduktion erheblich erleichterte. Allerdings fand diese lediglich auf den altbekannten Minenplätzen des Neuen Reiches statt. Erfolgreiche Neuerschließungen sind dagegen aus dieser Periode kaum bekannt.

Eine abermalige Innovation in der Aufbereitungstechnik kam in römischer Zeit (ab 30 v. Chr.) hinzu durch die Einführung von den Kelten übernommener steinerner Rundmühlen, die aber im Goldbergbau der Ostwüste wegen der intensiven Attacken der nomadischen Blemmyer-Stämme kaum zur Verwendung kommen konnten. Erst wieder in früharabischer Zeit zwischen dem 9. bis 11. Jhrdt. setzt in der ägyptischen und nubischen Ostwüste im großen Stil ein abermaliger Goldbergbau mit dem römischen Mühlentyp ein, der auch erstmals durch Sklaveneinsatz möglich wurde. Dieser versiegte jedoch mehr und mehr in den ajubidischen und mamelukischen kriegerischen Wirren, um erst wieder um die Wende des 19. zum 20. Jahrhunderts erneut einzusetzen.

Prof. Dr. Dietrich Klemm studierte Geologie und Mineralogie an den Universitäten Frankfurt und Heidelberg. Nach seiner Habilitation (1964) lehrte er angewandete Mineralogie an der Ludwig Maximilian Universität München (LMU) und 1968 als Gastdozent auch an der Sorbonne Universität in Paris. 1973 wurde er zum Vorstand der Sektion Geochemie und Geologie von mineralischen Lagerstätten an der LMU ernannt. Auch nach seiner Emeritierung 1998 war und ist er bis heute aktiv, u.a. in der archäologischen und geologisch-lagerstättenkundlichen Untersuchung von Goldlagerstätten in der gesamten ägyptischen und nubischen Ostwüste.

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